Daniel Fuchs hat ein scheinbar einfaches, aber in Wirklichkeit höchst kompliziertes und komplexes Verfahren entwickelt, mit dem er Holzplatten in filigrane Reliefs verwandelt. Er verwendet nur die deutsche Holzart, Fichte, die in seiner thüringischen Heimat und in seiner bayrischen Wahlheimat zu Tausende wächst. Mit Dekupiersäge schafft er enge, feine Kurven aus der schlichten Fichte und verfärbt sie mit Pigmenten, die ältesten Kunstfarben der Welt, die aus den farbgebenden Substanzen von lebenden Organismen gewonnen werden und unlöslich sind. Seine aus der Holzfläche herausgearbeiteten und hervorgezauberten Bildwerke scheinen sich vor dem Auge des Betrachters zu bewegen, sie werden lebendig, sie nähern sich, umarmen einander, fallen wellenartig übereinander her.
Seine Technik beschreibt die Kunstkritikerin Barbara Szymanski so: „Zunächst sägt er in eine Fichtenholzplatte Kreise oder Ovale und dann innerhalb dieser viele immer kleiner werdende Kreise und Ovale. Am Schluss packt er den innersten, um ihn zu einer Figur hochzuziehen.“
In den Entstehungsprozess seiner eigenen Holzbildnerei sind viele seiner persönlichen, oft bedrängenden und quälenden Lebenserfahrungen mit eingeflossen. Sie haben in seinen Werken nach langer Suche und fast selbstquälerischer Arbeit an sich selber ihren kongenialen Ausdruck gefunden. Seine Arbeiten sind einfach und kompliziert zugleich. Das Paradebeispiel für diese beiden Pole ist sein zweimal einen Meter messendes Reliefbild mit dem Titel „Fibonacci“, benannt nach dem mittelalterlichen Mathematiker gleichen Namens. Die Fibonacci-Reihe ist eine Folge natürlicher Zahlen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Goldenem Schnitt stehen.
In der Natur stellt sie eine Grundform für das Wachstum von Pflanzen und Tieren dar und erscheint in vielerlei Formen, sei es bei Palmen, Korallen oder Schnecken. Der Tüftler Daniel Fuchs dürfte vermutlich einer der ersten Künstler der Moderne sein, der mit seiner ausgefeilten Technik einer „Fibonacci-Schnecke“ filigrane Gestalt verleiht. Gleichzeitig drängt es ihn zurück zu den eigenen Wurzeln. Auf dem Kalvarienberg bei Bad Tölz, der Pilgerstätte, an der die Gläubigen den Leidensweg Christi nachvollziehen, hat er eine verwitterte Wurzel gefunden. Sie war klein, faszinierte ihn aber wegen ihrer rätselhaften Strukturen.
Die feinsinnige, um nicht zu sagen zärtliche Arbeit „Triptychon“ versteht der Künstler als eine Widerspiegelung seiner Kindheitserfahrungen. Er nimmt gleichsam Schneckengestalt an, zeigt zur Rechten die weibliche und zur Linken die männliche Seite seiner Existenz und symbolisiert im Mittelteil die ideale Vereinigung beider Pole.
Nicht zu fassen ist der Arbeitsaufwand, den der Künstler in seine Meisterwerke gesteckt hat. Zu jedem Werk vermerkt er, wie viele Stunden und wie viele Sägeschnitte er bis zur Vollendung gebraucht hat. Bei der „Fibonacci“-Komposition waren es rund 750 Arbeits-stunden und 5000 Sägeschnitte, die weniger als zwei Millimeter „dick“ waren.